|
Aktuelles
Arche
Berichte
Pflegehinweise
Bestandsliste
Börse
Rückblick
Termine
Literatur
Video
Links
Kontakt
Impressum
|
|
Satanoperca leucosticta
(Müller & Troschel, 1849)
Die Beschreibung von Satanoperca leucosticta durch
Müller und Troschel fällt sehr knapp aus und beschränkt sich im wesentlichen
nur auf die Glanzpunktverteilung auf dem Körper der Fische. Man findet
sie an „den Seiten des Kopfes von der Schnauze bis zum Schultergürtel“,
weiter „befinden sich auch einige auf dem Schultergürtel und eine einfache
Reihe verläuft jederseits dicht unter der Rückenflosse“, außerdem befinden
sich „zerstreute weiße Flecke auf der Basis der Schwanzflosse, welche selbst
auch so wie die Rückenflosse weiß gefleckt ist“. Die Verbreitung
ist offenbar wesentlich größer, als bisher angenommen, und umfaßt neben
den Guyana-Ländern auch Kolumbien und Brasilien (Trombetas, Para). Je nach
Herkunft unterscheiden sich die Farbformen (oder Unterarten?) von „S. leucosticta“
teilweise erheblich, eine genaue Zuordnung der Fische ohne exakte Fundortangabe
ist daher sehr problematisch. Eine wichtige Unterscheidungshilfe
könnte die Verteilung und Größe der Glanzpunkte auf dem Kopf der Tiere sein,
so wie deren Ausdehnung auf dem Körper. Bei den abgebildeten Tieren dürfte
es sich relativ sicher um Satanoperca leucosticta handeln, da sie aus Guyana
importiert und nahe der Hauptstadt Georgetown, vermutlich im Essequibo,
gefangen wurden. Im Vergleich zu S. „leucosticta“ – Farbformen besitzen
semiadulte/adulte Tiere eine ungewöhnlich hohe Dorsale, und die Glanzpunkte
sind im Kopfbereich sehr groß, nahezu flächig ineinander verzahnt. Jungtiere
weisen, neben wenigen kleinen Tüpfel am Kopf, die für Satanoperca-Arten
typischen Zügelbinden auf. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Anzahl
der Glanzpunkte langsam, die Zügelbinden werden immer undeutlicher. Auf
dem Körper befinden sich ebenfalls Glanzpunkte, entlang der Dorsalen verlaufen
sie in zwei Reihen, die in ein intensiv rotbraun gefärbtes Band eingebettet
sind. Dieses charakteristische Farbband, das auch in der Original-beschreibung
erwähnt wird, fehlt anderen Farbformen von S. leucosticta . Den Habitus
der Fische kann man auf den Fotos gut erkennen.
Wie für Satanoperca-Arten üblich, so zeigt
auch Satanoperca leucosticta nur ein geringes Durchsetzungsvermögen
gegenüber anderen Cichliden. Man sollte diese Tiere nur mit Fischen
der gleichen Gattung oder mit kleineren Arten - wie zum Beispiel Nannacara,
Laetacara, oder ähnlichem - vergesellschaften. Bereits bei der gemeinsamen
Haltung mit ruhigen Geophagus-Vertretern kann leucosticta bei der Nahrungsaufnahme
benachteiligt werden.
Literaturangaben über das Zuchtverhalten sind widersprüchlich:
Häufig liest man, daß Satanoperca leucosticta auf einem transportablen
Substrat ablaicht. Abweichend davon haben die Fische bei mir ihr Gelege
auf einem Stein abgesetzt. Der mit wenig Kies getarnte Laich wurde ausschließlich
vom Weibchen betreut, die Eier oft kritisch gemustert, aber nicht 0abgelutscht,
wie beispielsweise von Geophagus-Arten bekannt. Das Männchen nahm seine
Aufgaben sehr zurückhaltend wahr, mußte auch öfters mal vom Weibchen zur
Revierverteidigung „angeschoben“ werden. Beide Eltern zeigten
ein sehr defensives Brutpflegeverhalten, standen auffällig weit abseits
des Laichs unter einer Echinodorus und beobachteten ihn aufmerksam. Sie
deckten aus dem Hintergrund seitlich die Flanken des Geleges ab, die Eier
befanden sich stets vor ihnen in der Mitte. Der Laich wurde nicht befächelt,
lag aber in einem Bereich mit guter Bodenströmung.

Auch die Angaben zu Eier- oder Larvenaufnahme sind
widersprüchlich: Bei meinen Tieren lutschte das Weibchen die Larven aus
den Eiern, die zum Zeitpunkt der Larvenaufnahme bereits pigmentiert waren.
Im Gegensatz zu anderen Berichten blieben die Eihüllen erkennbar auf dem
Substrat zurück. Da mir die genauen Zeitpunkte des Ablaichens und der Larvenaufnahme
nicht bekannt sind, läßt sich die Dauer bis zum Schlupf der Larven nur grob
schätzen, sie dürfte ca. bei 28 Stunden liegen. Nach der Larvenaufnahme
wird das Brutrevier aufgegeben, abgesehen von gelegentlichem Kauen ist am
Verhalten der Fische nicht erkennbar, daß Junge betreut werden. Erst unmittelbar
vor dem Freischwimmen der Jungen wird wieder ein kleines Revier verteidigt,
das sich dann in der Regel auf eine Mulde zur Larvenübergabe beschränkt.
Bei Gefahr werden die Jungen von den Eltern durch aufgeregtes Kopfrucken
zur Flucht in das weit aufgesperrte Maul aufgefordert. Beim ersten Ablaichen
wurde die Brut fast einen Monat lang erfolgreich im Becken gepflegt. Für
die Zucht und die Gelegeentwicklung scheint die Wasserhärte von untergeordneter
Bedeutung zu sein. Tiere derselben Lieferung laichten sowohl im kalkhaltigen
Allgäuer Leitungswasser, als auch bei mir im Osmosewasser. Wichtig scheint
ein regelmäßiger Wasserwechsel und eine abwechslungsreiche Fütterung zu
sein. Die Fische bekommen zweimal täglich, neben Pflanzen- und herkömmlichen
Futterflocken, Frostfutter (feinen Krill, Bachflohkrebse, Artemien, Wasserflöhe,
Mysis, Cyclops, schwarze Mückenlarven), gelegentlich Regenwürmer, gekochten
Reis, Haferflocken oder Wasserlinsen.
Weiterführende Literatur in der DCG-Info: 26(6)1995: S. 134-140, 30(11)1999:
S. 201-208
Verfasser:
Dirk Neumann, D 857167
|